Unsere Strategie steht

Mit unserer nachhaltigen Geschäftsstrategie haben wir bei Mercedes-Benz die Weichen für die Mobilität der Zukunft gestellt. Dabei ist für uns klar, ein ganzheitlicher Wandel erfordert die Vernetzung und die Zusammenarbeit von Wirtschaft, Gesellschaft und Politik.

  • Unseren Weg zur Klimaneutralität zum weltweiten Erfolgsmodell machen

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  • Innovationen spielten im Luxussegment schon immer eine entscheidende Rolle

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Unseren Weg zur Klimaneutralität zum weltweiten Erfolgsmodell machen

Mit Hildegard Müller

Knapp 60 Prozent weniger CO2 als 2020 soll der Verkehrssektor in Deutschland im Jahr 2030 emittieren. Worauf es neben der Technologie nun noch ankommt, erläutert VDA-Präsidentin Hildegard Müller im Interview.

Hildegard Müller - © VDA (Foto)

Hildegard Müller

Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie (VDA)

2021 war gut jede vierte Pkw-Neuzulassung in Deutschland ein Elektro-Pkw. Ist die Branche jetzt auf dem Weg, ihre Emissionsziele zu erreichen?

Eine erfreuliche Entwicklung! Es geht aber längst nicht mehr um das Ob, sondern um das Wie – nämlich, wie wir die Emissionsziele erreichen. Die im Verband organisierte Autoindustrie bekennt sich klar zur klimaneutralen Mobilität bis spätestens 2050. Wir treiben die Transformation tatkräftig voran! Allein von 2022 bis 2026 investieren die Unternehmen der deutschen Automobilindustrie mehr als 220 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung. Und in den nächsten Jahren werden über 150 Elektro-Modelle deutscher Hersteller auf dem Markt sein, da ist für jeden Bedarf etwas dabei. Auf der IAA Mobility in München hatten wir – auch aus Ihrem Haus – viele sehr interessante Premieren. Ich bin daher trotz aller Herausforderungen für unsere Industrie sehr optimistisch. In den letzten beiden Jahren hatten wir zudem coronabedingte Sondereffekte. Einerseits haben die Menschen das eigene Auto bevorzugt, andererseits hat der individuelle Verkehr insgesamt nachgelassen.

Dafür hat der wachsende Online-Handel zu mehr Transporten geführt.

So ist es. Wir müssen also weiterhin alle Verkehrssektoren im Blick behalten. Und wir müssen dringend mit der Digitalisierung des Verkehrssystems in Deutschland vorankommen. Über die digitale Steuerung von Verkehrsströmen könnten wir in den Städten zum Beispiel erhebliche Mengen an CO2-Emissionen einsparen und außerdem das Fahren noch sicherer, komfortabler und nutzerfreundlicher machen. Das zeigt, wie komplex das Thema ist.

Ambitionierte Ziele brauchen kundenorientierte Lösungen

Schaffen wir dennoch die Mobilitätswende bis 2030?

Ich bin für Ehrlichkeit. Das wird harte Arbeit. Wir als Automobilindustrie werden unseren Teil dazu beitragen. Wir stellen die Produktion um, Werke werden umgebaut, Pkw klar auf Elektromobilität ausgerichtet – eine große Kraftanstrengung für die Unternehmen – aber auch für jeden einzelnen Beschäftigten. Im Schwerlastverkehr bietet Wasserstoff eine zusätzliche Option zur Elektromobilität. Alle Aktivitäten dienen dazu, klimaneutralen Antrieben den Boden zu bereiten. Und wie gesagt, auch in der Digitalisierung gibt es bereits ein hohes Engagement. Hier muss die Regierung ihrem Versprechen nachkommen und die gesetzlichen Rahmenbedingungen sowie eine digitale Infrastruktur schaffen, damit Deutschland zum internationalen Spitzenreiter werden kann. Die Autoindustrie steht mit vielen innovativen Ideen bereit.

Inwieweit sehen Sie die Industrie in der Verantwortung, den Hochlauf klimafreundlicher Antriebe zu beschleunigen?

Die Ziele der neuen Bundesregierung sind ambitioniert. 15 Millionen Elektroautos bis 2030 auf die Straße zu bringen, bedeutet, dass rechnerisch jedes zweite von 2022 bis 2030 neu zugelassene Auto elektrisch fahren muss. Die Verantwortung der Industrie sehe ich darin, die besten, sichersten, klimaneutralen und effizientesten Autos zu bauen, wettbewerbsfähig zu sein und den Kunden gute Lösungen anzubieten. Dass Elektromobilität Spaß macht, haben wir auf der IAA Mobility in München bewiesen. Allerdings wird sich der Antrieb erst umfassend durchsetzen, wenn die Menschen jederzeit und an jedem Ort laden können. Hier sind leider die Hausaufgaben noch nicht gemacht: Die Ausbaugeschwindigkeit bei der öffentlichen Ladeinfrastruktur muss sich, Stand heute, etwa versiebenfachen, damit bis 2030 die angestrebten eine Millionen Ladepunkte erreicht werden.

Ladepunkte (Foto)
Die Bundesregierung plant, bis 2030 eine Million zusätzliche Ladepunkte aufzubauen.

Gleichzeitig fahren weiterhin weltweit 1,5 Milliarden Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren. Wie passen diese Fahrzeuge ins Konzept einer klimaneutralen Mobilität?

Das ist ein sehr wichtiger Aspekt. Wir müssen auch den Bestand einbeziehen, damit auch dieser einen Beitrag zum Klimaschutz leisten kann. Das gilt insbesondere in den Regionen der Welt, in denen wir auch auf sehr lange Sicht nicht die Voraussetzungen für die E-Mobilität haben werden, zum Beispiel, weil die Ladeinfrastruktur fehlt. Deshalb plädiert der VDA für eine stärkere Berücksichtigung von synthetischen Kraftstoffen und für eine verpflichtende Nutzungsquote. Zudem müssen wir auch über die sozialen Folgen der Transformation sprechen. Nicht jeder kann sich in den kommenden Jahren ein neues, klimafreundliches Auto leisten. Ich halte nichts davon, Mobilität bewusst zu verteuern oder gar zu verbieten. Das würde zu sozialen Spannungen führen. Mobilität bedeutet Teilhabe. Deshalb müssen wir auch auf der sozialpolitischen Ebene erklären, wie wir die Mobilität der Zukunft nachhaltig gestalten wollen. Die Transformation gelingt nur, wenn wir die Menschen mitnehmen und Spaltungen und Konflikte vermeiden.

Zur Mobilität der Zukunft gehört auch, Innenstädte so zu planen, dass der Mensch im Mittelpunkt steht. Welche Rolle sollte das Auto künftig im öffentlichen Raum spielen?

Der Mensch und seine unterschiedlichen Bedürfnisse stehen im Mittelpunkt, aber die Bedürfnisse sind unterschiedlich. Eine Allensbach-Umfrage im Auftrag des VDA zeigt, dass die Bürgerinnen und Bürger in Deutschland nicht auf ein spezifisches Verkehrsmittel festgelegt sind. Sie wollen vielmehr die eigene Flexibilität und Unabhängigkeit sichern. Das betrifft den Weg zur Arbeit, die Organisation von Freizeit- und Familienaktivitäten. Wie schon gesagt: Mobilität bedeutet Teilhabe. Wir sollten die Zukunft der Mobilität zudem nicht zu einseitig aus Sicht der Städter diskutieren. Viele Menschen wohnen im ländlichen Raum und fühlen sich in dieser Debatte vernachlässigt. Das gilt insbesondere für diejenigen, für die das Auto alternativlos ist, weil es keine ausreichende Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr gibt.

Perspektiven aus dem ländlichen Raum einbeziehen

Die Mischung macht’s, das zeigt sich überall dort, wo die Mobilitätswende bereits erfolgreich umgesetzt wurde. In Kopenhagen zum Beispiel: Dort wurde schrittweise und gemeinschaftlich für jeden Stadtteil geprüft, wie sich verschiedene Verkehrsträger am besten miteinander verknüpfen lassen. Auch in Deutschland müssen wir das Thema ganzheitlich angehen, die Logistik einbeziehen, den Nahverkehr und eben auch die unterschiedlichen Perspektiven aus städtischen und ländlichen Räumen. Konstruktiver Dialog und das Überwinden alter Feindbilder sind dafür Voraussetzung.

Kopenhagen (Foto)
Kopenhagen gilt als Vorreiterstadt in Sachen Verkehrswende und zählt laut „Global Happiness Report 2021“ als lebenswerteste Stadt der Welt.

Was verstehen Sie persönlich unter individueller Mobilität?

Dass ich das Verkehrsmittel meiner Wahl nutzen kann, je nach Bedarf. Das ist bei mir die ganze Palette, vom Gehen, über das Fahrrad und natürlich die Nutzung des Autos. Die Bahn nutze ich ebenso oft für Dienstreisen und, wo es nötig ist, auch das Flugzeug. Wie ich die unterschiedlichen Verkehrsträger nutze, ist vor allem vom Angebot abhängig. Manchmal auch vom Wetter, aber vor allem von den Alternativen, die mir zur Verfügung stehen. Dabei achte ich darauf, mich klimabewusst zu bewegen. Ich fahre seit Jahren ein Hybridfahrzeug. Für mich vereint dieses Auto das Beste aus beiden Welten. Meine Familie ist breit verstreut, noch ließe sich der vielfach lückenhaften Ladeinfrastruktur wegen nicht jede Strecke gut mit einem reinen Elektrofahrzeug bewältigen.

Haben wir als Verbraucher angesichts künftiger Generationen die Verantwortung, ein Stück unseres gewohnten Komforts zugunsten des Klimaschutzes abzugeben?

Eine Verantwortung haben wir definitiv. Ob sie mit weniger Komfort einhergehen muss, wäre zu diskutieren. Die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen sollen ineinandergreifen und die soziale Nachhaltigkeit gehört ausdrücklich mit dazu. Daher bin ich der festen Auffassung, dass wir den Klimaschutz, den wir für wichtig erachten, mit Wachstum und Wohlstand verbinden müssen. Nicht nur, um die Akzeptanz der Bevölkerung zu sichern. Sondern auch, um unseren Weg zur Klimaneutralität zum weltweiten Erfolgsmodell zu machen. Wir müssen anderen Ländern zeigen, dass es keine Wohlstandsverluste gibt, wenn man Klimaschutz und Nachhaltigkeit als Ziele ernst nimmt. Dann wird unser Modell kopiert und das muss, auch im Sinne des Klimas, unser gemeinsames Ziel sein.

Konsumenten in ihrer Souveränität bestärken

Zurück zu den Verbrauchern. Natürlich muss jeder sein privates Verhalten überprüfen. Jeder Konsument ist souverän im Kauf von Produkten und kann beispielsweise Nachhaltigkeitslabel in seine Kaufentscheidung einbeziehen. Wir können diese Verantwortung nicht delegieren. Zugleich muss der Staat Menschen dazu befähigen, diese Verantwortung wahrzunehmen. Und dort, wo Menschen aufgrund eines schmalen Budgets nicht die Wahl haben, muss der Staat entsprechende Ausgleiche schaffen. Nur so lässt sich eine breite gesellschaftliche Akzeptanz für Veränderungen erzeugen.

Neben der Akzeptanz muss aber auch sichergestellt sein, dass Verbraucher nachhaltig handeln. Wie schließen wir die Umsetzungslücke im persönlichen Verhalten?

Ich bin zwar kein Freund von Leitsprüchen, aber in diesem Zusammenhang fällt mir dennoch einer ein, den ich sehr passend finde: Man ist nicht nur verantwortlich für das, was man tut, sondern auch für das, was man nicht tut. Und das sollte jeder von uns jeden Tag ein bisschen beherzigen.

Bitte ergänzen Sie abschließend den folgenden Satz: Für mich muss ein Auto vor allem Folgendes leisten…

Es muss sicher sein. Komfort bieten. Und es muss Mobilität und Klimaschutz miteinander verbinden.

Vielen Dank für das Gespräch, Frau Müller.

Hildegard Müller

ist seit Februar 2020 Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA). Zuvor war sie Vorständin für Netz & Infrastruktur bei Innogy SE und davor, von 2008 bis 2016, Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. (BDEW). Von 2002 bis 2008 war sie Mitglied des Deutschen Bundestages und von November 2005 bis September 2008 Staatsministerin bei der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel.

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Innovationen spielten im Luxussegment schon immer eine entscheidende Rolle

MIT Guido Görtler & Christopher Gerdes

Mit dem Launch der vollelektrischen Luxuslimousine EQS und weiterer Elektromodelle hat die Transformation bei Mercedes-Benz 2021 spürbar Fahrt aufgenommen. Luxus und Nachhaltigkeit – eine Kombination, die gut zusammenpasst? Definitiv, meinen Christopher Gerdes und Guido Görtler aus dem Strategieteam von Mercedes-Benz.

Guido Görtler (Foto)

Guido Görtler

Leiter der Abteilung Strategy Execution bei der Mercedes-Benz AG

Christopher Gerdes (Foto)

Christopher Gerdes

Leiter der Abteilung Strategy Development & Intelligence bei der Mercedes-Benz AG

2021 hat Ola Källenius einen strategischen Schwenk verkündet, von „Electric first“ zu „Electric only“. Warum?

Guido Görtler: Dahinter steht ein Entwicklungsprozess. Wir beschäftigen uns bereits seit Jahren sowohl mit dem elektrischen Antrieb als auch mit der Produktion von Elektrobatterien. 2014 haben wir mit der B-Klasse den ersten vollelektrischen Mercedes-Benz auf die Straße gebracht. Heute sind wir mit Elektrofahrzeugen in unterschiedlichen Segmenten auf dem Markt vertreten, die wir permanent weiterentwickeln. Ein Höhepunkt war der erfolgreiche Launch unserer neuen Mercedes-Benz EQ-Modelle im vergangenen Jahr. Denn hinter so einer Markteinführung steckt ein komplexes Zusammenspiel von Planung, Design, Entwicklungsarbeit und Produktion bis zu den Vorbereitungen unserer Showrooms. Neu ist vor allem die konsequente Entscheidung, unsere Ressourcen komplett auf Elektromobilität zu fokussieren. Mit dieser klaren Linie arbeiten wir daran, insbesondere im Bereich Fahrzeugarchitektur und Antriebstechnologie, das volle Potenzial auszuschöpfen. Die begeisterte Resonanz unserer Kunden auf den EQS zeigt, dass sich dieser strategische Schritt auszahlt. Diese Luxuslimousine wird übrigens auf einer speziell für Elektrofahrzeuge geschaffenen Plattform gebaut.

Hat das gute Feedback am Markt den Anstoß dafür gegeben, die Antriebswende noch schneller und konsequenter anzugehen?

Christopher Gerdes: Das hat sicher dazu beigetragen. Aber letztlich sind es verschiedene Aspekte, die diese Entwicklung beschleunigt haben. Zentral sind Fortschritte bei der Technologie. Auch die sichtbar wachsende Nachfrage unserer Kunden nach emissionsfreien Fahrzeugen im Luxussegment hat sich auf das Tempo der Antriebswende ausgewirkt. Ein wichtiger Treiber sind hier natürlich auch die gesetzlichen Vorgaben, inklusive der Diskussionen über Fahrverbote von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor. Und nicht zu vergessen, der Abwärtstrend bei den Batteriekosten. Alle diese Entwicklungen zeigen sich auch am Kapitalmarkt. Unter den Top-25 OEMs machen Unternehmen, die nur auf Elektrofahrzeuge setzen, deutlich über ein Drittel der Marktkapitalisierung aus. Investoren befürworten den Wandel nicht nur, sie belohnen und fördern ihn.

Elektro-Affinität im Luxussegment

Guido Görtler: Die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen steigt insbesondere im Luxussegment. Wir stellen fest, dass unsere Kunden eine hohe Affinität für innovative Antriebe haben und bereit sind, den Wandel zur Elektromobilität aktiv mitzugehen. Einstiegsbarrieren liegen bei dieser Kundengruppe meist niedriger – auch weil sie häufiger in die eigene Ladeinfrastruktur investiert oder über den Zweitwagen Spaß an Elektromobilität entwickelt.

Görtler und Gerdes im Gespräch (Foto)
Christopher Gerdes und Guido Görtler im Gespräch.

Apropos, Luxus: Ist ein Luxusfahrzeug heute noch dasselbe wie vor fünf Jahren?

Guido Görtler: Auch das Luxusempfinden unterliegt einem steten Wandel und gerade Innovationen spielen dabei eine bedeutende Rolle. Im Zuge der Mobilitätswende wird ein progressiver Antrieb, aber auch wiederverwertete Materialien und durch Technologie ermöglichte Sicherheit stärker honoriert, und von einigen unserer Kunden sogar explizit gefordert. Ein nachhaltiger Elektroantrieb lässt sich hervorragend in ein Luxusfahrzeug integrieren und unterstreicht den Premiumanspruch. Diesen Hebel wollen wir nutzen, um gemeinsam mit unseren Kunden die Transformation zu beschleunigen.

Wie schnell wird Mercedes-Benz einen Platz unter den top platzierten Elektrofahrzeug-Herstellern ergattern?

Guido Görtler: Mit „Electric only“ haben wir dafür einen klaren Plan definiert. 2022 werden wir in jedem Segment ein vollelektrisches Fahrzeug im Angebot haben. Unser Ziel ist es, dass es bis 2025 für jedes Modell eine elektrische Ausführung gibt. Das ist auch der Zeitpunkt, ab dem alle neuen Fahrzeugarchitekturen rein elektrisch sein werden. Durch die großen Wahlmöglichkeiten gehen wir davon aus, den aktuellen Absatztrend zu verstärken. Im Jahr 2021 haben wir über 150 Prozent mehr vollelektrische Mercedes-Benz Pkw verkauft als im Vorjahr. Das ist ein steiler Hochlauf!

Kompetenz für den Technologiewandel ausbauen

Was sind die größten Herausforderungen auf diesem Weg?

Christopher Gerdes: Wir waren jahrzehntelang sehr erfolgreich mit unseren Verbrennerfahrzeugen. Dass wir uns davon verabschieden, ist ein Schritt, der unser gesamtes Unternehmen und jede einzelne Mitarbeiterin und jeden einzelnen Mitarbeiter betrifft. Wir müssen ihn gemeinsam gehen. Mit einer strategischen Neuausrichtung und Planung haben wir die Weichen für den Wandel gestellt. Nun geht es darum, die Fähigkeiten und Fertigkeiten unserer Organisation weiterzuentwickeln – und zwar in jeder einzelnen Phase der Wertschöpfung. Gerade in den Technologie- und Entwicklungsbereichen werden wir auch in Zukunft attraktive Arbeitsplätze bieten. Dazu bauen wir unter anderem in unserem Stammwerk in Stuttgart-Untertürkheim ein Kompetenzzentrum für Elektromobilität auf – mit einem Fokus auf Batterie- und Batteriezelltechnologien.

Guido Görtler: Mit Blick auf die Beschäftigten stellen wir eine umfassende Qualifizierung für die neuen Aufgaben sicher und rekrutieren gleichzeitig neue Talente und Experten – zum Beispiel in der Batterieentwicklung, aber auch in den Bereichen Software und Chip-Technologie. Das gelingt uns, indem wir unsere nachhaltige Geschäftsstrategie konsequent umsetzen und neue attraktive Betätigungsfelder schaffen.

Christopher Gerdes: Ganz zentral geht es darum, Akzeptanz und Vertrauen der Kunden in neue Technologien aufzubauen. Zu vermitteln, dass wir eine exzellente, ausgereifte Technik verbauen. Eine, die umweltverträglich ist, aber auch zukunftssicher und komfortabel im Alltag. Hier spielt auch der Ausbau der Ladeinfrastruktur eine Rolle. Das ist eine wichtige Voraussetzung, um einen zügigen Markthochlauf zu schaffen. Das heißt, Energiewirtschaft, Politik und auch Kommunen, die oftmals die Flächen bereitstellen, müssen hier an einem Strang ziehen. Denn es ist nicht allein damit getan, die Ladesäulen aufzubauen. Damit wir zukünftig wirklich nachhaltig auf den Straßen unterwegs sind, brauchen wir Strom aus erneuerbaren Energiequellen und ein intelligentes Stromnetz, an das die Ladepunkte angeschlossen werden.

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Unsere Strategie basiert auf gemeinsamen Überzeugungen.

Leistungsstarke Batteriespeicher im Fokus

Wie sieht es langfristig beim Thema Batterie aus?

Christopher Gerdes: Wir brauchen Klarheit darüber, woher wir die großen Mengen an grünem Strom beziehen, die wir für die Energie- und Mobilitätswende benötigen. Als Hersteller müssen wir auch Antworten auf den wachsenden Bedarf an Elektrobatterien, entsprechenden Rohstoffen und deren Verwertung am Ende des Lebenszyklus geben. Unser Ziel ist hier die Circular Economy, denn der Bedarf an Energiespeichern ist gewaltig, nicht nur in unserem Segment. Daraus resultieren technologische Fragestellungen, zum Beispiel nach einer größeren Energiedichte, an denen unsere Entwicklungsingenieure bereits mit Hochdruck arbeiten. Zudem sollen Batterien künftig mit weniger kritischen Materialien hergestellt werden. Unser Ziel ist es, menschenwürdige Arbeitsbedingungen entlang der Lieferkette sicherzustellen und Umweltrisiken zu vermeiden. Auch die Herkunft der Rohstoffe soll transparenter werden. Und nicht zuletzt müssen wir als Unternehmen genau schauen, wie wir investieren, also Rohstoffquellen erschließen, Fabriken weiterentwickeln und nachhaltige Energie einkaufen und sogar selbst produzieren. All das fordert unsere Mittel und das spiegelt sich natürlich erst einmal im Preis der Fahrzeuge wider. Deshalb müssen wir verhindern, dass Mobilität zu einem Luxusgut wird, das sich manche Bevölkerungsgruppen nicht mehr leisten können.

Worin genau sehen Sie dabei die Verantwortung von Mercedes-Benz?

Christopher Gerdes: Wir sind maßgeblich verantwortlich nachhaltige Mobilität zu gestalten, im Luxussegment und darüber hinaus. Wir sind fest davon überzeugt, dass wir mit unserer aktuellen Strategie diesem Anspruch gerecht werden. Mercedes-Benz hat dazu in der Vergangenheit schon einiges beigetragen. Wir haben Mobilitätskonzepte entwickelt, getestet und umgesetzt – zum Beispiel Carsharing, den vollelektrischen smart EQ oder elektrische Lieferwagen. Nun geht es darum, unser gesamtes Produktportfolio konsequent zu elektrifizieren.

Guido Görtler: Als Luxushersteller sehen wir uns auch in der Verantwortung, aktiv am öffentlichen Diskurs über die Zukunft der Mobilität teilzunehmen. Unser CEO hat sich auf der UN-Klimakonferenz im November 2021 zusammen mit fünf anderen Unternehmensvertretern, über 30 Staaten sowie einigen Städten und Investoren zum Ende des Verbrennungsmotors bekannt. Als Hersteller haben wir uns bei Mercedes-Benz bereits 2019 mit unserer Ambition 2039 deutlich ehrgeizigere Ziele gesetzt, die wir inzwischen sogar noch einmal verschärft haben: Wir wollen bis Ende der Dekade überall dort, wo die Marktbedingungen es erlauben, vollständig auf Elektroautos umstellen. Dieser strategische Schritt „Electric first“ zu „Electric only“ beschleunigt nicht nur die Transformation – er verdeutlicht auch unseren Anspruch: Vorreiter sein und immer wieder Standards setzen, die flächendeckend Innovationen fördern und zugleich technologischen Fortschritt ermöglichen.

Verantwortung für den Antriebswechsel

Allerdings wird es in den kommenden Jahrzehnten weiterhin einen weltweiten Bestand an Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor geben…

Christopher Gerdes: Natürlich hat jedes Fahrzeug eine gewisse Lebensdauer. Und auch wir haben Kunden, die sich sehr bewusst Gedanken dazu machen, wann der Kauf eines neuen Autos für sie sinnvoll ist. Diejenigen, die sich den Wechsel grundsätzlich leisten können, lassen sich vielleicht mit niedrigeren Betriebskosten von E-Fahrzeugen überzeugen. Diese liegen gegenüber vergleichbaren Verbrennern immerhin rund ein Drittel niedriger. Zudem ist davon auszugehen, dass emissionsfreie Fahrzeuge im öffentlichen Raum perspektivisch noch privilegierter behandelt werden, sei es durch den freien Zugang in inner­städtischen Umweltzonen oder zu sehr zentral gelegenen Parkflächen.

Guido Görtler: Beim Umstieg sehe ich auch die Verbraucher mit in der Verantwortung. Emissionsfreies Fahren ist eine wichtige Säule im Kampf gegen den Klimawandel. Und der wiederum ist eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung. Wir reden hier von Veränderungen, die jeder Einzelne mitgestalten kann und auch muss. Ansonsten funktioniert das nicht. Als Unternehmen haben wir die Verantwortung, Fahrzeuge zu entwickeln, die über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg das Kriterium der Klimaneutralität erfüllen. Das tun wir, indem wir unsere nachhaltige Geschäftsstrategie umsetzen und „Electric only“ auf die Straße bringen.

Wie zuversichtlich sind Sie, dass es uns als Gesellschaft gelingt, die Mobilitätswende auch wirklich zügig und konsequent umzusetzen?

Guido Görtler: Mehr als zuversichtlich. Aus meiner Sicht ist die Elektromobilität eine überragende Technologie. Ein CO2-neutraler, effizienter Antrieb, beeindruckende Performance bei gleichzeitiger Ruhe und mehr Freiraum im Fahrzeug erhöhen nicht nur den Komfort, sondern auch den Fahrspaß. Und genau darum geht’s doch: Begehrlichkeiten wecken, einen Mehrwert schaffen und dadurch Elektromobilität schnell zu ihrem Durchbruch als Standardantrieb verhelfen.

Christopher Gerdes: Es gibt keine Alternative zur Klimaneutralität. Folglich sind wir auch alle gewillt, den anstrengenden Weg der Transformation zu gehen. Wenn in dieser Hinsicht Gesellschaft, Politik und Unternehmen an einem Strang ziehen, können wir sehr viel erreichen.

Guido Görtler

ist Leiter der Abteilung Mercedes-Benz Strategy Execution und seit 2003 in verschiedenen Positionen bei der Mercedes-Benz Group AG tätig. Er trat seine derzeitige Position im August 2020 an und ist für die Steuerung der Umsetzung der Mercedes-Benz Strategie verantwortlich. Er hat ein Diplom in Betriebswirtschaftslehre von der Verwaltungs- und Wirtschafts-Akademie Stuttgart im Rahmen des dualen Studiengangs bei der damaligen Daimler AG.

Christopher Gerdes

verantwortet als Leiter der Abteilung Strategy Development & Intelligence bei Mercedes-Benz Cars die Trendbeobachtung im Geschäftsumfeld, sowie den Strategieprozess. Seit 2009 war er in verschiedenen Positionen bei Mercedes-Benz Cars und Vans in den Bereichen Produktstrategie, Finance & Controlling, Performancesteuerung und Geschäftsfeldstrategie tätig, bis er im Februar 2021 seine aktuelle Stelle antrat. Christopher Gerdes studierte Politik und Management an der Universität Konstanz sowie in Istanbul und Shanghai.

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