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Mercedes-Benz AG

Mercedesstraße 120
70372 Stuttgart
Germany

Tel.: +49 7 11 17-0
E-Mail:

dialog@mercedes-benz.com

Vertreten durch den Vorstand:
Ola Källenius (Vorsitzender), Jörg Burzer, Renata Jungo Brüngger, Sabine Kohleisen, Markus Schäfer, Britta Seeger, Hubertus Troska, Harald Wilhelm

Vorsitzender des Aufsichtsrats:
Bernd Pischetsrieder

Handelsregister beim Amtsgericht Stuttgart, Nr. HRB 762873
Umsatzsteueridentifikationsnummer: DE 32 12 81 763

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Nachhaltigkeitsbericht 2022

Nachhaltige Unternehmensführung

Nachhaltigkeitsmanagement

Wesentlichkeitsanalyse

GRI 3-1/-2

Um zu ermitteln, welche Nachhaltigkeitsthemen für die Mercedes-Benz Group und ihre Stakeholder besonders relevant sind, wurde 2021 eine umfassende Wesentlichkeitsanalyse durchgeführt, die im Jahr 2022 abgeschlossen wurde.

Neben den sechs strategischen Handlungsfeldern wurden weitere potenziell relevante Nachhaltigkeitsthemen und -trends analysiert. Insgesamt wurden 17 Themen bewertet, die sich in weitere Unterthemen aufgliedern.

Bei der Analyse hat die Mercedes-Benz Group zwei Perspektiven betrachtet:

  • Inside-out: Die positiven oder negativen Einflüsse der Geschäftstätigkeit des Konzerns auf Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft werden ins Blickfeld gerückt.
  • Outside-in: Die Auswirkungen der externen Anforderungen und Erwartungen an die Nachhaltigkeitsleistung des Konzerns auf dessen Geschäftsverlauf, Geschäftsergebnisse und allgemeine Lage werden betrachtet.

Die Analyse setzte sich aus mehreren Komponenten zusammen:

Die Basis zur Beurteilung der Relevanz der Nachhaltigkeitsthemen und -trends bildeten eine umfangreiche Desk-Analyse sowie eine internationale Online-Befragung. An ihr nahmen rund 15.000 Personen aus 52 Ländern teil – sie bilden relevante Stakeholdergruppen wie Beschäftigte, Privat- und Geschäftskunden, interessierte Verbraucher, Lieferanten und Geschäftspartner, Investoren, Vertreter aus Politik, Wissenschaft und Verwaltung sowie von Nichtregierungsorganisationen (NGOs) ab.

Daneben führte die Mercedes-Benz Group rund 20 Interviews sowohl mit internen als auch mit externen Expertinnen und Experten der genannten Stakeholdergruppen. Ziel war es, die bisherigen Nachhaltigkeitsleistungen des Konzerns zu bewerten, Nachhaltigkeitstrends aufzuspüren und so die Relevanz der Nachhaltigkeitsthemen zu überprüfen.

Zudem unternahm die Mercedes-Benz Group erste Schritte einer Bewertung der Auswirkungen ihrer Unternehmenstätigkeit auf Umwelt und Gesellschaft. Die Ergebnisse berücksichtigte sie bei der Beurteilung der Themenrelevanz in der Inside-out-Dimension.

Für die Themenbeurteilung in der Outside-in-Dimension analysierte die Mercedes-Benz Group die Berichterstattung relevanter Wettbewerber zu deren Geschäftsentwicklung und Nachhaltigkeitsleistung, die Medienberichterstattung zu ausgewählten Nachhaltigkeitsthemen über einen längeren Zeitraum hinweg, zentrale NGO-Positionen, regulatorische Vorgaben sowie kapitalmarktrelevante Informationen und ließ diese von den Stakeholdergruppen ihrer Relevanz nach gewichten.

In einem weiteren Schritt prüfte die Mercedes-Benz Group die aus der Analyse resultierenden Nachhaltigkeitsthemen im Hinblick auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage sowie den Geschäftsverlauf. Auf dieser Grundlage wurden die Themen für die nichtfinanzielle Erklärung definiert.

Damit entspricht die Wesentlichkeitsanalyse sowohl den Berichtsanforderungen der Global Reporting Initiative (GRI) als auch dem CSR-Richtlinie-Umsetzungsgesetz (CSR-RUG).

Vorgehen Wesentlichkeitsanalyse

Vorgehen Wesentlichkeitsanalyse (Grafik)

Die Wesentlichkeitsmatrix zeigt die Themen nach ihrer Relevanz: „Klimaschutz und -anpassung“, die „Verminderung von Emissionen“ sowie „Ressourcenschonung“ haben auf Basis der Analyse und der Stakeholder-Befragung höchste Bedeutung. Gleiches gilt für die Themenkomplexe „Achtung der Menschenrechte“ und „Nachhaltige Mobilität“, die aber noch relevanter geworden sind. Dies bestätigt die konzerneigenen strategischen Handlungsfelder. Neu hinzugekommen ist der Themenkomplex „Verantwortungsvolle Unternehmenstransformation“.

Die Ergebnisse der Wesentlichkeitsanalyse wurden mit allen verantwortlichen Fachbereichen intensiv diskutiert und im Group Sustainability Board (GSB) vorgestellt. Sie sind eine wichtige Grundlage für die kritische Betrachtung und Weiterentwicklung der nachhaltigen Geschäftsstrategie. Zudem orientiert sich die Mercedes-Benz Group bei der Identifikation nachhaltigkeitsbezogener Chancen und Risiken an den durch die Wesentlichkeitsanalyse identifizierten Themen. Wesentliche ESG-Risiken und -Chancen legt die Mercedes-Benz Group im Risiko- und Chancenbericht innerhalb des Geschäftsberichts offen.

Wesentlichkeitsmatrix1, 2

Unsere Wesentlichkeitsmatrix (Grafik)
1 Aus Gründen der Lesbarkeit zeigt die Grafik einen Ausschnitt der Wesentlichkeitsmatrix.
2 Die gekennzeichneten Linien auf der x- und y-Achse zeigen die von der Mercedes Benz Group gesetzte Wesentlichkeitsgrenze, ab der Themen für den vorliegenden Nachhaltigkeitsbericht als wesentlich eingestuft wurden.
Themenkomplex und Themen

Themenkomplex

Themen

Nachhaltige Unternehmensführung

Verankerung von Nachhaltigkeit in der Steuerung des Unternehmens entlang der Wertschöpfungskette

Berücksichtigung von Umwelt- und sozialen Risiken (ESG) im Risikomanagement

Verankerung von Nachhaltigkeit in der Geschäftsstrategie

Nachhaltigkeit als Kriterium für die Vergütung

Verantwortungsvolle Entrichtung von Steuern und Verwendung öffentlicher Fördergelder

Transparente Berichterstattung zu Nachhaltigkeitsbelangen

Klimaschutz und -anpassung

Emissionsfreie Fahrzeuge/E-Mobilität

CO2-arme Fahrzeuge

Dekarbonisierung der Produktion und weiterer Geschäftsaktivitäten der Mercedes-Benz Group

Klimaschutz in der Lieferkette

Grünes Laden von E-Fahrzeugen

Klimaanpassung von Mercedes-Benz Standorten und Betriebsabläufen

Verminderung von Emissionen

Schadstoffarme Fahrzeuge

Schadstoffarme Produktion

Lärmschutz

Ressourcenschonung

Energieeffizienz und erneuerbare Energien

Nachhaltiger Umgang mit Wasser

Schutz vor Umweltverschmutzung durch Abfälle

Naturschutz und Biodiversität

Materialeffizienz und Einsatz nachhaltiger Materialien

Kreislaufwirtschaft

Ressourcenschonung in der Lieferkette

Nachhaltige Mobilität

Nachhaltige Mobilitätssysteme

Zugang zu Mobilität

Nachhaltige Logistik

Ausbau der Ladeinfrastruktur

Verkehrssicherheit

Fahrzeugsicherheit

Sicherer Straßenverkehr

Automatisiertes Fahren

Datenverantwortung

Datenschutz

Cyber Security

Verantwortungsvoller Einsatz von Künstlicher Intelligenz

Datenbasierte Lösungen für nachhaltige Mobilität

Achtung der Menschenrechte

Achtung der Menschenrechte in eigenen Einheiten

Menschenrechtliche Sorgfaltspflicht in der Lieferkette

Menschenrechtliche Sorgfaltspflicht im Vertrieb

Integrität und Compliance

Compliance (Regelkonformität)

Integrität

Integrität in den Geschäftspraktiken von Lieferanten und Geschäftspartnern

Verantwortungsvolle Unternehmens-
transformation

Verantwortungsvolle und nachhaltige Beschäftigung

Betriebliche Mitbestimmung

Aus- und Weiterbildung

Mitarbeitergesundheit und -sicherheit

Betriebliche Gesundheitsförderung

Arbeitssicherheit und -schutz

Nachhaltigkeitsorientierte Unternehmenskultur

Führungskultur

Moderne Arbeitsformen und -zeitmodelle

Diversität und Chancengleichheit

Diversität in der Belegschaft

Angemessene Vergütung

Berücksichtigung von Diversität bei der Entwicklung und Vermarktung von Produkten und Dienstleistungen

Stakeholderbeziehungen und Partnerschaften

Politischer Dialog auf nationaler und internationaler Ebene

Stakeholderdialog auf Konzernebene

Kommunaler und regionaler Stakeholderdialog

Gesellschaftliches Engagement

Unternehmenseigene Projekte für die Gesellschaft (Standortengagement)

Freiwilliges Mitarbeiterengagement

Weltweite Förderung von Projekten gemeinnütziger Organisationen und Stiftungen im Rahmen der globalen Verantwortung

Nachhaltiges Kundenangebot

Kundensensibilisierung für Nachhaltigkeit

Transparente Kennzeichnung von Produkten und Dienstleistungen

Nachhaltigkeit im Vertriebsnetz

Nachhaltiges Investieren

Mercedes-Benz als nachhaltiges Investitionsobjekt

Mercedes-Benz als nachhaltiger Investor

Steuerung von Nachhaltigkeit

GRI 2-1/-6/-9/-11/-12/-13/-14/-18/-19/-20

GRI 303-1

Die Mercedes-Benz Group AG nimmt die Steuerung des Konzerns wahr und erbringt Dienstleistungen für die Konzerngesellschaften. Daneben entscheidet sie als Muttergesellschaft über die Strategie der Mercedes-Benz Group. Sie beschließt über strategisch bedeutsame Sachverhalte in deren operativem Geschäft und stellt konzernweit die Ordnungs-, Rechts- und Compliance-Funktionen sicher.

Die konzerneigene Governance-Struktur besteht aus Vorstand und Aufsichtsrat und entspricht der nach deutschem Recht für eine Aktiengesellschaft geforderten dualen Führungsstruktur. Der Vorstand leitet die Mercedes-Benz Group, während der Aufsichtsrat den Vorstand überwacht und berät. Beide Organe arbeiten zum Wohle des Konzerns eng zusammen. Die Mercedes-Benz Group AG beachtet den Deutschen Corporate Governance Kodex, wie in der jährlichen Entsprechenserklärung angegeben.

Die Vergütung des Vorstands und der Führungskräfte der Ebenen eins bis drei und von Teilen der Ebene vier enthält mit der variablen Komponente des Company Bonus neben finanziellen auch auf Nachhaltigkeit gerichtete Ziele. Diese bestehen insbesondere aus Transformationszielen, unter anderem zu CO2-Emissionen, Sorgfaltspflichten in der Rohstoffbeschaffung und Verkehrssicherheit sowie weitere nichtfinanzielle Ziele. Diese betreffen die Themen Kundinnen und Kunden, Integrität sowie Engagement und Diversität der Beschäftigten. Zusätzlich legt die Mercedes-Benz Group weitere Kriterien aus den Bereichen Umwelt, Sozialbelange und Governance fest, um den Jahresbonus für den Vorstand und leitende Führungskräfte zu bestimmen. Hierzu gehört seit 2020 auch das Erreichen der CO2-Flottenziele.

Die Arbeit in den strategischen Handlungsfeldern steuert die Mercedes-Benz Group – neben anderen Aufgaben – über einen internen Berichtsprozess mit detaillierten Scorecards. Klar geregelte Verantwortlichkeiten in den Führungs- und Organisationsstrukturen für jedes der Geschäftsfelder sollen diesen Prozess unterstützen.

Governance

GRI 2-1/-6/-9/-11/-12/-13/-14/-18/-19/-20

Governance (Grafik)

Das zentrale Managementgremium für Nachhaltigkeit ist das Group Sustainability Board (GSB), das an den Vorstand der Mercedes-Benz Group AG berichtet. Den Vorsitz des GSB teilen sich die beiden Vorstandsmitglieder Renata Jungo Brüngger, zuständig für das Ressort Integrität und Recht, sowie Markus Schäfer, zuständig für das Ressort Entwicklung & Einkauf sowie zugleich Chief Technology Officer. Im GSB vertreten sind der Vorstandsvorsitzende und alle weiteren Mitglieder des Vorstands sowie Führungskräfte aller relevanten Funktionen und Abteilungen – beispielsweise Finanzen, Investor Relations, External Affairs, Marketing & Kommunikation und Human Resources. Die Managementprozesse mit bereichsübergreifender und funktionaler Relevanz in Bezug auf Nachhaltigkeit werden durch diese Governance-Struktur abgedeckt, um die Leistung der Mercedes-Benz Group regelmäßig zu überprüfen und zu verbessern.

Das GSB entscheidet über relevante Nachhaltigkeitsthemen und überträgt Aufgaben an die jeweiligen Verantwortungsbereiche. Es legt dem Vorstand regelmäßig Fortschrittsberichte und Entscheidungsvorlagen zu den Handlungsfeldern der nachhaltigen Geschäftsstrategie vor. Der Aufsichtsrat überwacht und berät den Vorstand bei der Entscheidung über die Transformationsziele, die auch nichtfinanzielle Ziele und Ziele aus dem Themenfeld Nachhaltigkeit enthalten.

Die operative Arbeit leistet das Sustainability Competence Office (SCO), das mit Fachkräften aus den Bereichen der beiden Co-Vorsitzenden des GSB sowie der Konzernstrategie, dem Finanzbereich und der Konzernkommunikation besetzt ist. Das SCO berät und unterstützt die Fachbereiche dabei, die Aufgaben, die diese vom GSB erhalten, umzusetzen. Darüber hinaus überwacht das SCO die Fortschritte in den sechs Handlungsfeldern und den drei Enablern der nachhaltigen Geschäftsstrategie. Die Ergebnisse werden in Form von detaillierten Scorecards mindestens zweimal jährlich an das GSB und den Vorstand der Mercedes-Benz Group AG berichtet.

Um den Austausch zwischen dem SCO in der Konzernzentrale in Stuttgart-Untertürkheim und den Fachkräften in den verschiedenen Landesgesellschaften zu verstärken, wurde ein internes Dialogformat („Sustainability Forum“) etabliert. Im Mittelpunkt des Forums stehen Information und Austausch zu aktuellen Entwicklungen der nachhaltigen Geschäftsstrategie, den damit verbundenen Zielen sowie den sechs Handlungsfeldern und drei Enablern. Darüber hinaus erfolgt ein aktiver Austausch von Informationen und Wissen zu Entwicklungen in den verschiedenen Ländern und Landesgesellschaften sowie zu Best-Practice-Ansätzen.

Die Mercedes-Benz Group hat außerdem spezifische Qualifizierungsmaßnahmen entwickelt, mit denen sie Beschäftigte von Autohäusern beim nachhaltigen Verhalten unterstützt. Seit 2021 bietet sie zum Beispiel regelmäßig Online-Vertriebstrainings an, um den sparsamen Umgang mit Ressourcen wie Wasser und Strom zu fördern.

Der Aufsichtsrat der Mercedes-Benz Group AG kontrolliert die Umsetzung der nachhaltigen Geschäftsstrategie. Entsprechend wichtig ist es, dass er und seine Ausschüsse angemessen über die entsprechenden Nachhaltigkeitsthemen aus den Bereichen Umwelt, Soziales und Governance (Environment, Social, Governance – ESG) informiert werden. Um das zu gewährleisten, sind ESG-Themen regelmäßig Gegenstand der Sitzungen des Aufsichtsrats. Hierbei werden ESG-Expertinnen und ‑Experten der Fachabteilungen hinzugezogen. Auch im Rahmen der Strategiesitzung des Aufsichtsrats wurden ESG-relevante Themen diskutiert. Zudem tauschen sich Mitglieder der Führungs- und Aufsichtsgremien regelmäßig mit dem Beirat für Integrität und Nachhaltigkeit über die Fortschritte bei der Umsetzung der nachhaltigen Geschäftsstrategie aus. Seitens des Aufsichtsrats bringt insbesondere Dame Polly Courtice ihre umfangreiche Expertise im Bereich Nachhaltigkeit an unterschiedlichen Stellen ein.

Richtlinien, Standards und Prinzipien

GRI 2-23-/24

Integrität, Compliance und rechtliche Verantwortung sind Eckpfeiler der nachhaltigen Unternehmensführung und verpflichtend für das Handeln aller Beschäftigten der Mercedes-Benz Group. Die zentralen Vorgaben hierfür sind in der konzerneigenen Verhaltensrichtlinie verankert. Ergänzt wird diese durch weitere interne Grundsätze und Richtlinien.

Das House of Policies ist die digitale Plattform für Richtlinien. Alle konzerninternen Richtlinien und betrieblichen Vereinbarungen der Mercedes-Benz Group sind hier in einer nutzerfreundlichen Datenbank zusammengefasst, die für sämtliche Beschäftigte zugänglich ist. Die Richtlinien sind in mehreren Sprachen verfügbar. Beschäftigte können hier zudem auf ein kompaktes webbasiertes Training zu Richtlinien zugreifen, Konzerngesellschaften auf eine Beratung zur lokalen Umsetzung von Richtlinien.

Als grundlegende Leitplanken für ihre Geschäftstätigkeit setzt die Mercedes-Benz Group zudem die zehn Prinzipien des Global Compact der Vereinten Nationen (UN) ein. Als Gründungsmitglied ist sie dem UN Global Compact (UNGC) besonders verbunden.

Die internen Grundsätze und Richtlinien der Mercedes-Benz Group bauen auf diesem internationalen Referenzrahmen und weiteren internationalen Prinzipien auf. Hierzu zählen die Kernarbeitsnormen der International Labour Organization (ILO), die Leitsätze für multinationale Unternehmen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) und die UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte.

Risiko- und Chancenmanagement

GRI 2-12/-23/-24/-25

GRI 3-3

GRI 413-2

Die Mercedes-Benz Group ist einer Vielzahl von Risiken ausgesetzt, die mit dem unternehmerischen Handeln der Mercedes-Benz Group AG und ihrer Tochtergesellschaften verbunden sind oder sich aus externen Einflüssen ergeben. Unter einem Risiko versteht die Mercedes-Benz Group die Gefahr, dass Ereignisse, Entwicklungen oder Handlungen den Konzern oder eines der Geschäftsfelder daran hindern, seine beziehungsweise ihre Ziele zu erreichen. Dazu gehören monetäre ebenso wie nichtmonetäre Risiken. Gleichzeitig ist es wichtig, Chancen zu identifizieren, um die Wettbewerbsfähigkeit der Mercedes-Benz Group zu sichern und auszubauen. Als Chance bezeichnet die Mercedes-Benz Group die Möglichkeit, aufgrund von Ereignissen, Entwicklungen oder Handlungen die geplanten Ziele des Konzerns oder eines Geschäftsfelds zu sichern oder zu übertreffen.

Um diese Risiken und Chancen frühzeitig zu erkennen, zu bewerten und konsequent zu handhaben, werden angemessene und wirksame Steuerungs- und Kontrollsysteme eingesetzt, die in einem Risiko- und Chancenmanagementsystem gebündelt sind. Eine Verrechnung von Risiken und Chancen erfolgt nicht.

Mit dem Risikomanagementsystem sollen bestandsgefährdende und andere wesentliche Risiken systematisch und kontinuierlich identifiziert, beurteilt, gesteuert, überwacht und dokumentiert werden, um die Erreichung der Unternehmensziele nachhaltig zu unterstützen und das Risikobewusstsein in der Mercedes-Benz Group zu erhöhen. Es ist in das wertorientierte Führungs- und Planungssystem der Mercedes-Benz Group eingebettet und fester Bestandteil des gesamten Planungs-, Steuerungs- und Berichterstattungsprozesses in den Gesellschaften, Geschäftsfeldern und Konzernfunktionen.

Das Chancenmanagementsystem der Mercedes-Benz Group ist an das Risikomanagementsystem angelehnt. Ziel des Chancenmanagements ist es, im Rahmen der Geschäftstätigkeit auftretende Chancen frühzeitig zu erkennen und möglichst optimal für den Konzern zu nutzen. Hierdurch sollen geplante Ziele abgesichert oder übertroffen werden.

Im Rahmen der Planung werden Risiken und Chancen mit einem Betrachtungshorizont von bis zu fünf Jahren erfasst. Auch strategische Risiken und Chancen werden im Risiko- und Chancenmanagementprozess berücksichtigt. Die Verantwortlichen für das Risikomanagement haben den Auftrag, Maßnahmen zu definieren und gegebenenfalls einzuleiten, um Risiken zu erkennen, zu bewerten, zu vermeiden und zu reduzieren oder den Konzern gegen diese abzusichern. Weiterhin gilt es, Maßnahmen umzusetzen, mit denen Chancen ergriffen, verbessert und – vollständig oder teilweise – realisiert werden können.

Nachhaltigkeitsrisiken und -chancen fest integriert

Das Risiko- und Chancenmanagement ist ein fester Bestandteil des konzernweiten Planungs-, Steuerungs- und Berichterstattungsprozesses mit dem Zweck, die Erreichung der Konzernziele nachhaltig zu unterstützen und das Risikobewusstsein in der Mercedes-Benz Group sicherzustellen. Bei der Identifikation nachhaltigkeitsbezogener Risiken und Chancen orientiert sich die Mercedes-Benz Group an den durch die Wesentlichkeitsanalyse identifizierten Themen und schließt somit die Handlungsfelder der nachhaltigen Geschäftsstrategie mit ein, welche mit konkreten Zielen belegt sind. Unter nachhaltigkeitsbezogenen Risiken und Chancen werden Bedingungen, Ereignisse oder Entwicklungen aus den Bereichen Umwelt, Soziales oder Unternehmensführung (Environment, Social, Governance – ESG) verstanden, deren Eintreten sich tatsächlich oder potenziell auf die Ertrags-, Finanz- und Vermögenslage oder auf die Reputation der Mercedes-Benz Group auswirken kann oder deren Eintreten einen positiven oder negativen Einfluss auf Wirtschaft, Umwelt oder Gesellschaft haben kann.

Unter Nachhaltigkeitsaspekten – bezogen auf den Bereich Umwelt – werden unter anderem Auswirkungen durch klimatische Bedingungen und Veränderungen, aber auch Folgen des Transformationsprozesses des Konzerns aufgrund veränderter politischer Rahmenbedingungen, technologischer Entwicklung sowie sich verändernder Märkte verstanden.

Arbeitsrechtliche Standards, Arbeits- und Produktsicherheit sowie Produkthaftung und die Einhaltung arbeitsrechtlicher Standards bei Lieferanten sind Beispiele für Sachverhalte im Bereich Soziales. Der Bereich Governance befasst sich beispielsweise mit Steuerehrlichkeit, Maßnahmen zur Korruptionsprävention sowie der Gewährleistung des Datenschutzes.

ESG-bezogene Risiken und Chancen, die mit der eigenen Geschäftstätigkeit, den Geschäftsbeziehungen sowie den Produkten und Dienstleistungen der Mercedes-Benz Group verknüpft sind und sehr wahrscheinlich schwerwiegende negative Auswirkungen auf die nichtfinanziellen Aspekte entsprechend den §§ 315 c, 289 c HGB haben können, liegen aus heutiger Sicht nicht vor. Klimabedingte Risiken und Chancen im Zusammenhang mit den Empfehlungen der Task Force on Climate-Related Financial Disclosures (TCFD) sind Faktoren aus dem Bereich Umwelt und werden damit ebenfalls im Rahmen des Risikomanagementprozesses identifiziert und bewertet.

Weitere Informationen finden Sie im Risiko- und Chancenbericht des Geschäftsberichts.

Risiken und Chancen kommunizieren und evaluieren

GRI 2-12/-18

Die organisatorische Einbettung des Risiko- und Chancenmanagements erfolgt über die im Konzern etablierte Risikomanagementorganisation. Die Verantwortung für das operative Risikomanagement und für die Risikomanagementprozesse liegt in den Geschäftsfeldern, Konzernfunktionen, organisatorischen Einheiten und Gesellschaften. Diese berichten turnusmäßig die konkreten Risiken und Chancen an ihre übergeordnete Einheit. Wesentliche, unerwartet auftretende Risiken sind unverzüglich zu berichten. Über die Geschäftsfelder werden die Informationen für die Berichterstattung an Vorstand, Prüfungsausschuss und Aufsichtsrat sowie an das Konzernrisikomanagement weitergegeben.

Für die kontinuierliche Verbesserung sowie die Beurteilung der Effizienz und Wirksamkeit des Risikomanagementsystems ist das Group Risk Management Committee (GRMC) zuständig. Das GRMC setzt sich aus Vertreterinnen und Vertretern der Bereiche Accounting & Financial Reporting, der Rechtsabteilung, Compliance, der Konzernsicherheit sowie den für Finanzen zuständigen Vorstandsmitgliedern der Mercedes-Benz Group AG, Mercedes-Benz AG sowie Mercedes-Benz Mobility AG zusammen und wird von den für die Ressorts Finanzen & Controlling, Mercedes-Benz Mobility sowie Integrität und Recht zuständigen Mitgliedern des Vorstands der Mercedes-Benz Group AG geleitet. Die interne Revision bringt wesentliche Feststellungen über das interne Kontroll- und Risikomanagementsystem mit ein.

Dialog mit Stakeholdern

GRI 2-12/-16/-29

Die Mercedes-Benz Group legt großen Wert darauf, mit ihren Interessengruppen im Gespräch zu bleiben. Der Austausch mit ihnen ermöglicht es ihr, ihr Nachhaltigkeitsengagement aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten, neue Trends zu identifizieren und aufzugreifen sowie Erfahrungen auszutauschen. Dabei geht es auch darum, kontroverse Themen schon früh zu diskutieren. Im Mittelpunkt steht für die Mercedes-Benz Group ein Dialog, der für alle beteiligten Seiten ertragreich und zielführend ist.

Voraussetzung ist, dass die Mercedes-Benz Group ihre Stakeholder kennt. Stakeholder sind Personen und Organisationen, die rechtliche, finanzielle, ethische oder ökologische Ansprüche oder Erwartungen an ein Unternehmen haben. Ob eine Person, Organisation oder Gruppe Stakeholder des Unternehmens ist, hängt davon ab, wie stark sie durch Entscheidungen des Unternehmens beeinflusst wird oder umgekehrt dessen Entscheidungen beeinflussen kann. Als primäre Stakeholder hat die Mercedes-Benz Group demnach Kundinnen und Kunden, Beschäftigte, Investoren und Lieferanten identifiziert. Darüber hinaus tauscht sich die Mercedes-Benz Group regelmäßig mit zivilgesellschaftlichen Gruppen wie Nichtregierungsorganisationen aus. Auch mit Verbänden, Gewerkschaften, Medien, Analystinnen und Analysten, Kommunen, Menschen aus der Nachbarschaft der Konzernstandorte sowie Personen aus Wissenschaft und Politik pflegt der Konzern den Kontakt.

Exemplarische Instrumente des Stakeholder-Management-Ansatzes1

Exemplarische Instrumente unseres Stakeholder-Dialogs (Grafik)
1 Diese Grafik wurde im Rahmen der Prüfung der Nichtfinanziellen Erklärung einer externen Prüfung mit hinreichender Sicherheit unterzogen.

Um den Dialog mit ihren Stakeholdern konzernweit zu implementieren, hat die Mercedes-Benz Group klare Verantwortlichkeiten und Kommunikationswege für den Austausch festgelegt sowie spezifische Dialogformen etabliert. Die unterschiedlichen Dialogformate werden von Fachkräften aus dem Ressort Integrität und Recht oder weiteren Bereichen wie External Affairs (EA) initiiert.

Die Mercedes-Benz Group nutzt verschiedene Formate, um mit relevanten Stakeholdern in den Dialog zu treten: Unter anderem veranstaltet sie jährliche „Sustainability Dialogues“, führt Stakeholder-Befragungen sowie Fachtagungen und thematische Dialoge durch – etwa in Form von Workshops oder über den Beirat für Integrität und Nachhaltigkeit. Zudem beobachtet sie aktuelle öffentliche Diskussionen und informiert sich über damit verbundene Erwartungen, indem sie sich an branchenspezifischen und -übergreifenden Netzwerken und Initiativen beteiligt. Zusätzlich werden Studien und andere wissenschaftliche Publikationen ausgewertet und eigene Medienanalysen durchgeführt. Dies hilft dem Konzern über den von ihm initiierten Dialog hinaus, Entwicklungen und Stakeholder-Erwartungen frühzeitig zu erkennen.

Mit innovativen und deutlich nachhaltigeren Lösungen möchte die Mercedes-Benz Group das Vertrauen in die Marke Mercedes-Benz festigen. Denn Nachhaltigkeit gehört zum Markenversprechen von Mercedes-Benz: Es leitet den Konzern als Handlungsprinzip nicht nur bei markenstrategischen Entscheidungen, sondern auch im direkten Kundenkontakt. Ziel ist es, die Kundinnen und Kunden für Nachhaltigkeit zu begeistern und diese für sie an jedem Berührungspunkt erlebbar zu machen. Zur übergeordneten Bewertung der Zufriedenheit der Kunden ist der Net Promoter Score (NPS) fester Bestandteil der Kundenzufriedenheitsmessung der Mercedes-Benz Group. Dieser international anerkannte Indikator hilft, die Zufriedenheit von Kundinnen und Kunden zu messen: Hierfür werden diese gefragt, wie wahrscheinlich es sei, dass sie ein Unternehmen beziehungsweise eine Marke nahestehenden Personen weiterempfehlen. Die Mercedes-Benz Group setzt den NPS auch als Bestandteil der Vergütungskomponente ein.

Sustainability Dialogue

Ein wichtiges Instrument zur Umsetzung ist der Austausch mit Stakeholdern in Form des „Sustainability Dialogue“. Er findet seit 2008 einmal jährlich in Stuttgart statt und bringt Stakeholder aus unterschiedlichen Bereichen mit Mitgliedern des Vorstands der Mercedes-Benz Group AG und des Managements zusammen. In verschiedenen Workshops diskutieren die Teilnehmenden über ausgewählte Nachhaltigkeitsthemen und arbeiten gemeinsam an der Weiterentwicklung ihrer Ansätze. Die Themenverantwortlichen nehmen die Impulse der Teilnehmenden auf und lassen sie in Zusammenarbeit mit den Stakeholdern in ihre Arbeit einfließen. Auf der Folgeveranstaltung berichten sie dann über die erzielten Fortschritte.

2022 führte die Mercedes-Benz Group den „Sustainability Dialogue“ als Hybridveranstaltung durch: Mehr als 200 externe und interne Teilnehmende tauschten sich – vor Ort im Werk Sindelfingen sowie virtuell zugeschaltet – in insgesamt sieben Arbeitsgruppen zu verschiedenen Themen aus und nahmen am öffentlichen Stakeholderdialog teil.

Als global agierender Konzern hat sich die Mercedes-Benz Group das Ziel gesetzt, zur Erreichung der nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen einen Beitrag zu leisten. Deshalb organisiert sie den „Sustainability Dialogue“ auch in anderen Ländern und Regionen, wie zum Beispiel in China und Anfang 2023 erstmals auch in Indien.

Beirat als wichtiger Impulsgeber

Impulsgeber für die Nachhaltigkeitsarbeit des Konzerns ist seit 2012 der Beirat für Integrität und Nachhaltigkeit. Seine Mitglieder sind unabhängige externe Fachleute aus Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Wirtschaft, darunter Expertinnen und Experten aus den Bereichen Umwelt- und Sozialpolitik, Verkehrs- und Mobilitätsentwicklung sowie Menschenrechte und Ethik. Die Beiratsmitglieder begleiten die Mercedes-Benz Group konstruktiv-kritisch in Fragen der Integrität und Konzernverantwortung. Unter der Leitung des zuständigen Vorstandsmitglieds für Integrität und Recht trifft sich der Beirat zu mehreren Sitzungen jährlich. Eine dieser jährlichen Sitzungen dient insbesondere dem Austausch mit anderen Vorstandsmitgliedern und Mitgliedern des Aufsichtsrats. Im Rahmen der „Sustainable Strategy Week“ tauschen sich außerdem Verantwortliche der jeweiligen Fachbereiche in Arbeitstreffen mit dem Beirat zu den in der nachhaltigen Geschäftsstrategie identifizierten Handlungsfeldern und Enablern aus und sprechen über Ziele, Strategien, Maßnahmen sowie deren Ergebnisse. In weiteren themenspezifischen Terminen findet zudem ein regelmäßiger Austausch des Beirats mit Führungskräften und anderen Beschäftigten statt. Um diesen Austausch weiter zu verstärken, wurden im Berichtsjahr zwei neue Arbeitsgruppen gegründet. Ziel ist es, in den Bereichen „Integrität und Beschäftigte“ sowie „Klimaschutz und Ressourcenschonung“ eine tiefergehende Diskussion zu fördern. Darüber hinaus setzte sich das Gremium 2022 unter anderem mit der neuen Corporate Citizenship-Strategie, der sozialen Dimension von Nachhaltigkeit und deren Auswirkung auf die Mercedes-Benz Group sowie mit dem Thema Klimaneutralität auseinander.

Nachhaltiges Investieren

Die starke Nachfrage nach ESG-orientierten Anlageprodukten durch institutionelle Investoren und private Anlegerinnen und Anleger führt dazu, dass mehr Transparenz darüber verlangt wird, wie ESG-Faktoren bei der Vermögensverwaltung und Anlageentscheidungen berücksichtigt werden. Gleichzeitig bietet sich Unternehmen im Wettbewerb um Eigen- und Fremdkapital damit eine zusätzliche Differenzierungsmöglichkeit durch den Nachweis einer nachhaltigen Geschäftsstrategie, ambitionierter Ziele und transparenter ESG-Berichterstattung entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Um diesen Nachweis zu erbringen, bietet sich mittlerweile eine Vielzahl von Berichtsrahmen an. Investoren erwarten beispielsweise eine Berichterstattung nach Standards wie TCFD oder SASB (Sustainability Accounting Standards Board). Das International Sustainability Standards Board (ISSB) hat 2022 außerdem einen globalen Mindeststandard für die Nachhaltigkeitsberichterstattung erarbeitet, der ab dem Berichtsjahr 2023 zum Einsatz kommen soll. Auch das Ausmaß gesetzlicher Offenlegungspflichten nimmt weiter zu – für Investoren etwa durch die Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR), für Unternehmen beispielsweise durch die EU-Taxonomie, die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) und die European Sustainability Reporting Standards (ESRS). Die ESG-Berichterstattung wird damit zunehmend komplexer und anspruchsvoller.

Die externe Berichterstattung der Mercedes-Benz Group konzentriert sich auf die für die Investoren des Konzerns relevanten Berichtsstandards (unter anderem TCFD, SASB, GRI). Die Mercedes-Benz Group beobachtet unterdessen laufend, wie sich die Anforderungen ihrer Kapitalgeber an die ESG-Berichterstattung weiterentwickeln, und prüft deren Umsetzung in der eigenen Berichterstattung.

Nachhaltige Geschäftsstrategie finanzieren

Die Umsetzung der nachhaltigen Geschäftsstrategie der Mercedes-Benz Group erfordert große Investitionen. Deshalb verfolgt der Konzern unter anderem das Ziel, dass seine eigenen Wertpapiere am Kapitalmarkt als nachhaltige Anlageobjekte wahrgenommen werden. Dafür pflegt die Mercedes-Benz Group einen kontinuierlichen Austausch mit Kapitalmarktakteuren sowohl aufseiten der Eigen- als auch der Fremdkapitalgeber. Hierzu nutzt sie diverse Plattformen. Im Jahr 2022 stellte die Mercedes-Benz Group Investoren sowie Analystinnen und Analysten auf ihrer ersten digitalen ESG-Konferenz diesen Ansatz vor.

Der Bereich Investor Relations & Treasury der Mercedes-Benz Group AG arbeitet dabei eng mit den internen Nachhaltigkeitsbereichen zusammen und ist in die relevanten Gremien integriert. Die Mercedes-Benz Group trägt damit der Entwicklung Rechnung, dass sich nachhaltiges Investieren zu einer zentralen Anlagestrategie entwickelt hat – vor allem für institutionelle Anleger. Sie stellen besonders hohe Anforderungen an die Transparenz der externen Berichterstattung nach ESG-Kriterien.

Die Mercedes-Benz Group AG hat im Berichtsjahr die bestehende Kreditlinie in Höhe von 11 Mrd. € in einen Sustainability Linked Loan (SLL) umgewandelt. Damit verknüpft der Konzern seine Kreditlinie mit Nachhaltigkeitsleistungen im Bereich Klimaschutz – beispielsweise dem weltweiten Anteil vollelektrischer Fahrzeuge der Mercedes-Benz Flotte. Erreicht die Mercedes-Benz Group die ausgewählten Nachhaltigkeitsziele, wird die Bereitstellungsprovision für die bestehende Kreditlinie verringert. Mit dieser Umwandlung setzt der Konzern seine "Ambition 2039" auch im Bereich der nachhaltigen Finanzierung weiter um.

Ratings und grüne Anleihen

ESG-Ratingagenturen wie MSCI, Sustainalytics, ISS ESG oder CDP sind wichtige Akteure am Kapitalmarkt und im nachhaltigkeitsorientierten Investitionsprozess. Rating- und Ranking-Ergebnisse werden mittlerweile von den meisten Anbietern öffentlich einsehbar bereitgestellt und dienen vielen Investoren als weitere Entscheidungshilfe.

Unter anderem nutzt die Mercedes-Benz Group daher seit mehr als 15 Jahren den Rahmen von CDP, um Daten zu klimabezogenen Aktivitäten offenzulegen, und erreichte im Berichtsjahr mit einem A-Rating die Aufnahme in die "Climate A-List". Seit 2021 berichtet die Mercedes-Benz Group ebenfalls die wasserbezogenen Aktivitäten im separaten CDP-Wasserfragebogen und konnte im Berichtsjahr ein B-Rating erreichen. 2022 erhielt sie bei MSCI erneut ein A-Rating. Bei Sustainalytics nimmt sie nach wie vor eine starke Rolle in der Vergleichsgruppe der Automobilhersteller ein. Zudem wurde sie von ISS ESG zum wiederholten Mal mit der Top-Bewertung im Automobilsektor (Prime Status C+) bewertet.

Mit dem Ziel, die Ratingagenturen angemessen mit Informationen zu versorgen, arbeiten die verschiedenen Fachbereiche der Mercedes-Benz Group eng zusammen. Ihre Aufgabe ist es, die externe Berichterstattung weiterzuentwickeln, etwaige Lücken zu schließen und interne Veränderungsprozesse anzustoßen.

Um die Mercedes-Benz Group noch stärker als nachhaltiges Unternehmen für Investitionen zu positionieren und ESG-basiertes Kapital für die Geschäftsentwicklung zu nutzen, erstellte der Konzern im Jahr 2020 ein konzernweites „Green Finance Framework“. Dieses Rahmenwerk ermöglicht es, Investitionen in Entwicklung, Produktion und Kundenfinanzierung vollelektrischer Fahrzeuge gezielt, etwa durch Anleihen oder Kredite, zu finanzieren. Auf dieser Grundlage begab die Mercedes-Benz Group im September 2020 und im März 2021 grüne Anleihen. Im November 2022 hat die Mercedes-Benz Group ihre erste grüne Anleihe außerhalb des europäischen Markts als Green Panda Bond in China emittiert.

Das Rahmenwerk orientiert sich an den Green Bond Principles, freiwilligen Prozessleitlinien der International Capital Market Association (ICMA), den Green Loan Principles, gemeinsamen freiwilligen Leitlinien der Loan Market Association (LMA) und Asia Pacific Loan Market Association (APLMA). Auch fur das geplante Update des Rahmenwerks im Jahr 2023 strebt die Mercedes-Benz Group von dem anerkannten Centre for International Climate and Environmental Research (CICERO) eine Zertifizierung mit der hochsten Bewertung "Dark Green"-Rating an. Es soll zudem so entwickelt werden, dass es den wesentlichen Beitrag zur Eindammung des Klimawandels im Rahmen der technischen Prufkriterien der EU-Taxonomie berucksichtigt.

Nachhaltige Anlage des Pensionsvermögens

Bei der Anlage des Pensionsvermögens agiert die Mercedes-Benz Group selbst als Investor. Hierfür spielen ESG-Kriterien ebenfalls eine zunehmend wichtige Rolle.

Für das deutsche Pensionsvermögen wurden die folgenden Ziele für die Berücksichtigung von ESG-Kriterien definiert: Schaffung von Transparenz im Umgang mit Nachhaltigkeitsaspekten, Nutzung von Chancen aus nachhaltigen Entwicklungen sowie die angemessene Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsrisiken. Für den überwiegenden Teil des deutschen Pensionsvermögens erfolgt die Kapitalanlage über Vermögensverwalter, denen der Konzern individuelle Mandate erteilt.

In Abstimmung mit den Investment-Komitees achtet die Mercedes-Benz Group im Rahmen ihres Nachhaltigkeitskonzepts verstärkt auf die Berücksichtigung und Transparenz von Nachhaltigkeitsaspekten im Investmentprozess. Darüber hinaus werden mit nachhaltigen Investments verbundene Risiko- und Renditeaspekte berücksichtigt. Für liquide Assetklassen arbeitet die Mercedes-Benz Group ausschließlich mit Vermögensverwaltern zusammen, die die UN Principles for Responsible Investment (PRI) unterzeichnet haben. Anhand einer Negativliste schließt sie Investments in Unternehmen und Ländern aus, die die konzerneigenen Kernanforderungen nicht erfüllen. Die Mercedes-Benz Group konzentriert sich außerdem darauf, Nachhaltigkeitsaspekte – unter anderem über Benchmarks oder Nachhaltigkeitskennzahlen– sukzessive in ihre Mandate zu integrieren. Im Jahr 2022 hat die Mercedes-Benz Group darüber hinaus ihre ESG-Themeninvestments weiter ausgebaut und erste Schritte unternommen, um eine interne Berichterstattung zu verschiedenen Nachhaltigkeitskennzahlen für das deutsche Pensionsvermögen zu etablieren.

Die im Rahmen des Nachhaltigkeitskonzepts umgesetzten Maßnahmen werden regelmäßig überprüft und an aktuelle Entwicklungen angepasst. Nachhaltigkeit ist auch Bestandteil der Anlagegrundsätze der Mercedes-Benz Pensionsfonds AG. Im Ausland berücksichtigt der Konzern die länderspezifischen Anforderungen.

Steuerpflicht

GRI 3-3

GRI 207-1/-2/-3

Die Mercedes-Benz Group versteht sich als verantwortungsbewusster Konzern, der bestrebt ist, die weltweit geltenden steuergesetzlichen Pflichten zu erfüllen und öffentliche Fördermittel verantwortungsbewusst einzusetzen. Damit will der Konzern auch seiner sozialen und ethischen Verantwortung nachkommen.

Die Steuerstrategie des Konzerns verfolgt insbesondere folgende Prinzipien:

  • Mit effizienten, qualitativ hochwertigen und verlässlichen Expertisen, Prozessen, Systemen, Methoden und Kontrollen will die Mercedes-Benz Group sicherstellen, dass die steuerlichen Pflichten der Konzerngesellschaften erfüllt und Integritätsstandards eingehalten werden.
  • Dem Grundsatz des „good corporate tax citizen“ (als Unternehmen der Verantwortung als Steuerzahler nachkommen) entsprechend verfolgt die Mercedes-Benz Group eine legale, aktive und nicht aggressive Steuerplanung auf Basis wirtschaftlicher Gründe („tax follows business“). Zudem strebt die Mercedes-Benz Group eine kooperative, transparente und konstruktive Zusammenarbeit mit den Steuerbehörden an. Dabei wahrt sie ihre Rechtspositionen und vertritt ihre Interessen, wo sie es für sachgerecht und legitim hält.

Die vom Vorstand der Mercedes-Benz Group AG festgelegte Steuerstrategie des Konzerns legt den Rahmen des Handelns fest und wird durch organisatorische und inhaltliche Richtlinien, Vorgaben und Anweisungen konkretisiert und umgesetzt. Die Steuerstrategie wird regelmäßig auf entsprechende Anpassungen geprüft.

Die steuerlichen Richtlinien regeln die Verantwortlichkeiten, Aufgaben und Pflichten der mit steuerlichen Aufgaben betrauten Personen des Konzerns. Zudem machen sie konkrete Umsetzungsvorgaben für die gesetzliche Erfüllung und schärfen damit das Bewusstsein der Beschäftigten für steuerliche Sachverhalte. Das Management wird über monatliche Reportings und turnusmäßige Regelkommunikationen sowie anlassbezogen zu relevanten Steuerthemen informiert sowie in Compliance-Prozesse eingebunden:

  • Regelmäßiger Austausch zwischen CFO und Leiter Steuern
  • Turnusmäßige Information an den Aufsichtsrat über Risiken und Chancen sowie aktuelle regulatorische Themen

Gemäß der Verhaltensrichtlinie sind vorsätzliche Verstöße gegen steuerliche externe und/oder interne Vorgaben zu melden und zu verfolgen. Gleiches gilt für das Unterlassen von Korrekturen fehlerhaft verarbeiteter Vorgänge im Sinne der intern gültigen Regelverstoßrichtlinie.

Mit dem Ziel, konzernweit für Tax Compliance zu sorgen, etablierte die Mercedes-Benz Group ein Tax Compliance Management System (Tax CMS). Das Tax CMS ist ein abgegrenzter Teilbereich des konzerninternen, allgemeinen Compliance Management Systems.

Bestandteil des Tax CMS ist ein aktives, konzernweit konsistentes steuerliches Risikomanagement. Es hat die Aufgabe, zu überwachen und zu kontrollieren, ob steuerliche Verpflichtungen eingehalten werden, und die Verantwortlichen hierbei zu unterstützen. Weiterhin dient es dazu, steuerliche Risiken im Konzern und damit gegebenenfalls verbundene persönliche Risiken der handelnden Beschäftigten zu identifizieren und zu reduzieren. Es umfasst zahlreiche Maßnahmen – beispielsweise eine laufende Überwachung steuerlicher Risiken sowie deren Einbindung in das interne Kontrollsystem und in den konzernweiten Risikomanagementprozess gemäß Risikomanagement-Richtlinie. Im Berichtsjahr 2022 sind keine wesentlichen, strafrechtlich relevanten Regelverstöße im Bereich des Steuerrechts bekannt geworden.

Corporate Citizenship
Bezeichnet das gesellschaftliche Engagement von Unternehmen, das über ihre eigentliche Geschäftstätigkeit hinausgeht. Dazu gehören beispielsweise Spenden und Sponsorings, die Stiftungsarbeit oder das freiwillige Engagement der Beschäftigten für gemeinnützige Zwecke (Corporate Volunteering).
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ESG
Die Abkürzung ESG steht für die englischen Begriffe Environment, Social und Governance. Im Kontext der nachhaltigen Finanzwirtschaft wird das Kürzel genutzt, wenn es bei Investitionsentscheidungen um die Berücksichtigung von Gesichtspunkten aus den Bereichen Umwelt (Environment), Soziales (Social) und verantwortungsvolle Unternehmensführung (Governance), kurz: um ESG-Kriterien, geht.
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EU-Taxonomie
Die EU-Taxonomie (auch Sustainable Finance Taxonomy) ist ein Klassifizierungssystem, das von der Europäischen Kommission erarbeitet wurde und erstmals ein einheitliches Verständnis der Nachhaltigkeit von wirtschaftlichen Tätigkeiten in der EU schaffen soll. Ziel ist es, EU-weit Wirtschaftsaktivitäten nach ihrer Nachhaltigkeit zu beurteilen, um entsprechende Finanzentscheidungen zu erleichtern.
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International Sustainability Standards Board (ISSB)
Das ISSB ist ein unabhängiges, privatwirtschaftliches Gremium, das die IFRS Sustainability Disclosure Standards (IFRS SDS) entwickelt und verabschiedet. Das ISSB wurde 2021 eingerichtet, um den Bedarf an globalen Nachhaltigkeitsstandards zu decken.
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Kreditlinie
Kreditlinie, auch Kreditfazilität, ist die Gesamtheit aller Kreditmöglichkeiten, die einem Unternehmen zur Deckung seines Kreditbedarfs bei einer oder mehreren Banken zur Verfügung stehen und die der Kunde nach Bedarf in Anspruch nehmen kann.
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Nichtregierungsorganisationen (NGOs)
Eine Nichtregierungsorganisation oder Non-Governmental Organization (NGO) ist ein zivilgesellschaftlicher Interessenverband und somit eine nichtstaatliche oder gewinnstrebende Organisation, die sich für einen bestimmten Zweck einsetzt.
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OECD
Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Organisation for Economic Co-operation and Development – OECD) mit Sitz in Paris ist eine internationale Organisation mit 37 Mitgliedsstaaten, die sich Demokratie und Marktwirtschaft verpflichtet fühlen.
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Sustainability Accounting Standards Board (SASB)
Das Sustainability Accounting Standards Board (SASB) ist eine US-amerikanische gemeinnützige Organisation, die branchenspezifische Standards für die Nachhaltigkeitsberichterstattung entwickelt hat.
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Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR)
Die SFDR ist Teil eines umfassenden Pakets von legislativen Instrumenten, mit denen das Kapital auf nachhaltigere Geschäfte ausgerichtet werden soll. Das Hauptziel besteht darin sicherzustellen, dass die Finanzmarktteilnehmenden in der Lage sind, Wachstum langfristig auf eine nachhaltige Weise zu finanzieren.
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Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD)
Die Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD) ist eine vom Financial Stability Board gegründete Initiative zur Unternehmensberichterstattung. Ihr langfristiges Ziel ist es, klimabezogene Chancen und Risiken in die Geschäfts- beziehungsweise Finanzberichte von Unternehmen zu integrieren. Im Jahr 2017 hat sie dazu Empfehlungen zu einer einheitlichen Klimaberichterstattung für Unternehmen herausgegeben.
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UN Global Compact (UNGC)
Der Global Compact der Vereinten Nationen (UN) ist ein Pakt, der zwischen Unternehmen und der UN geschlossen wird, um die Globalisierung sozialer und ökologischer zu gestalten sowie über deren Umsetzung Bericht zu erstatten.
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UN Principles for Responsible Investment (PRI)
Bei den sechs UN Principles for Responsible Investment (Prinzipien für verantwortliches Investieren) handelt es sich um eine Initiative eines internationalen Investorennetzwerks. Ihr Ziel ist es, die Auswirkungen von Investitionsaktivitäten auf ESG-Themen besser zu verstehen und die Unterzeichnenden dabei zu unterstützen, ESG-Kriterien bei ihren Investitionsentscheidungen zu berücksichtigen.
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